Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Georg Friedrich Händel wurde am 23. Februar 1685 im Haus »Zum gelben Hirschen«, dem heutigen Händel-Haus geboren und am folgenden Tag in der Marktkirche getauft. Der Vater, Georg Händel (1622–1697), ein angesehener Wundarzt, stand seit 1660 als Leibchirurg bei Herzog August von Sachsen-Weißenfels in Diensten. Das in der Nähe der Residenz gelegene stattliche Eckhaus hatte er 1666 erworben. Seit 1683 war er in zweiter Ehe mit Dorothea Taust (1651–1730), der Tochter des Giebichensteiner Pastors Georg Taust, verheiratet.
Händel wuchs mit seinen beiden jüngeren Schwestern Dorothea Sophia (1687–1718) und Johanna Christiana (1690–1709) auf und verlebte in Halle seine Kindheit und Jugend. Vermutlich besuchte er das lutherische Gymnasium. Der junge Händel genoss Musikunterricht beim damals besten Musiker Halles, dem Organisten der Marktkirche, Friedrich Wilhelm Zachow (1663–1712). Zachow wies ihn nicht nur in die mitteldeutsche Kantorentradition ein, sondern vermittelte ihm auch verschiedene europäischen Nationalstile, die Händel später in seinen Kompositionen zu einer meisterhaften Synthese vereinte.
Im Februar 1702 begann Händel ein Studium an der noch jungen, sehr fortschrittlichen halleschen Universität. Im folgenden Monat ließ er sich für ein Jahr zur Probe als Organist am Dom anstellen, der von den Reformierten als Gemeindekirche genutzt wurde. In dieser Zeit komponierte er nach eigenen Aussagen schon viel, doch lassen sich nur sehr wenige der erhaltenen Werke dieser frühen Periode zuordnen.
1703 verließ Händel im Alter von 18 Jahren seine Heimatstadt. Sein Weg führte ihn zunächst nach Hamburg, wo er seine ersten Opern schrieb. Drei Jahre später reiste er in das Mutterland des Belcanto – nach Italien. Im Januar 1707 erregte er in Rom in der Basilika San Giovanni in Laterano mit seinem Orgelspiel Aufsehen. Als Musiker und Komponist schlug Händel bis 1710 nicht nur in Rom, sondern auch in Florenz, Venedig und Neapel Kleriker und Fürsten in seinen Bann, die ihn mit Aufträgen überhäuften. Neben den beiden Opern Rodrigo (Florenz 1707) und Agrippina (Venedig 1709) und den Oratorien Il Trionfo del Tempo e del Disinganno und La Resurrezione (Rom 1707 und 1708) schrieb er in Italien auch zahlreiche weltliche Solokantaten und lateinische Kirchenmusik.
1710 nahm der nun berühmte, inzwischen 25-jährige Händel eine Anstellung in Hannover an: als Kapellmeister des Kurfürsten Georg Ludwig, des späteren Königs George I. von England. In Hannover allerdings waren Händels Möglichkeiten beschränkt – der Fürst beschäftigte kein eigenes Opern-Ensemble. Während einer ausgedehnten Reise nach England komponierte Händel für das Queen’sTheatre am Haymarket die italienische Oper „Rinaldo“. Sie erlebte im Februar 1711 ihre Uraufführung – und wurde ein sensationeller Erfolg. 1712 reiste Händel ein zweites Mal nach London – ohne zu ahnen, dass England fortan seine zweite Heimat werden würde.
Im Winter 1718/19 entstand die Königliche Musikakademie, ein Aktienunternehmen zur Aufführung italienischer Opern. Der König selbst beteiligte sich mit jährlich eintausend Pfund. Als Musikdirektor dieser anfangs sehr erfolgreichen Institution hatte der Komponist nun alle Hände voll zu tun. Außerdem komponierte Händel Festmusiken für das britische Königshaus. 1723 erhielt er offiziell den Titel eines Hofkomponisten: „Composer of Musick for his Majesty’s Chappel Royal“ und 1727 die englische Staatsbürgerschaft.
Es gab aber auch Rückschläge und Enttäuschungen im Leben des Musikers. Das Publikum wandte sich allmählich ab von der umstrittenen Kunstform der italienischen Opera seria. 1741 schließlich gab Händel es auf, diese Gattung in England zu etablieren. Er konzentrierte sich von nun an auf das englischsprachige Oratorium. Die meist biblischen Stoffe waren damals allgemein bekannt, und die Engländer identifizierten sich gerne mit dem auserwählten Volk des Alten Testaments. Die Darbietung in der Landessprache, aber auch die beeindruckenden Klangwirkungen durch das stark besetzte Orchester und die Chöre trugen sicherlich besonders zum Publikumserfolg bei. In den Pausen unterhielt Händel das Publikum mit Orgelkonzerten – einer Gattung, als deren „Erfinder“ er gilt.
Händels späte Lebensjahre waren von einer zunehmenden Erblindung überschattet. Am 1. Juni 1750 hatte er bereits testamentarisch über seinen Nachlass verfügt. Bemerkenswert ist seine soziale Haltung: An erster Stelle der Begünstigten steht sein Personal, und er bedachte es großzügig. Am 14. April 1759 starb Georg Friedrich Händel in seinem Haus in der Brook Street. Sechs Tage später wurde er auf seinen Wunsch hin in der Westminster Abbey beigesetzt.