Forschung und Wissenschaft im Händel-Haus

Die Stiftung Händel-Haus ist stets bestrebt sich neuen Forschungs- und Wissenschaftsgebieten zu widmen.


 

2015 bis 2018: Forschungsprojekt zur Adaption der CO2-Schneestrahltechnologie zur Reinigung empfindlicher schadstoffbelasteter Oberflächen von Kulturgütern und modellhafte Anwendung am Beispiel historischer Musikinstrumente aus national bedeutenden Sammlungen

Kunst- und Kulturgut ist in Museen Umgebungseinflüssen ausgesetzt, die eine Gefährdung für die Objekte darstellen. Neben den dauerhaft wirkenden Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitseinflüssen verursachen zeitlich begrenzte chemische und physikalische Einflüsse irreversible Schäden. Schädigende Reaktionsmechanismen können zu Ablagerungen, Ausblühungen, Farbveränderungen und/oder Festigkeitsverlust führen. Die Vielfalt der Schadensphänomene erfordern einen hohen analytischen Aufwand und die Entwicklung objektspezifischer Konservierungsmaßnahmen.

Forschungsgegenstand ist die Untersuchung der Anwendbarkeit der CO2-Schneestrahlentechnologie zur Reinigung von mit Schwermetallen, kondensierte SVOCs und deren Reakltionsprodukten, Mikroorganismen sowie giftigen Insektiziden belasteten Oberflächen musealer Kulturgüter. Eine große Anzahl erhaltener originaler Oberflächen und Oberflächenbeschichtigungen von Kulturgütern haben Eigenschaften, die den Einsatz aktuell erforschter Reinigungsverfahren stark einschränken und teilweise nicht erlauben.

Die Anwendung der chemisch neutral wirkenden CO2-Schneestrahlentechnologie könnte aktuell bestehende Reinigungslücken weiter schließen. Mit den geplanten Forschnungsschritten soll geklärt werden, ob unter den technologischen Verfahrensbedingungen der CO2-Schneestrahlentechnologie eine die originale Objektsubstanz erhaltende und effiziente Dekontamination der Schwermetall- und Schadstoffablagerungen möglich ist.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit folgender Institutionen:

  • Stiftung Händel-Haus, Halle
  • Frauenhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Abteilung Reinst- und Mikroproduktion, Stuttgart
  • Germanisches Nationalmuseum / Institut für Kunsttechnik und Konservierung, Nürnberg

Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück.

Für den Anteil an der Realisierung dieses Forschungsvorhabens erhielt die Stiftung Händel-Haus eine zweckgebundene Spende von DOW Chemicals.

2014 bis 2017: Politische Instrumentalisierung der Musik der Vergangenheit im Deutschland des 20. Jahrhunderts am Beispiel Georg Friedrich Händels

„Politische Instrumentalisierung der Musik der Vergangenheit im Deutschland des 20. Jahrhunderts am Beispiel Georg Friedrich Händels“ ist das Thema eines dreijährigen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojektes, das an der Abteilung Musikwissenschaft des Instituts für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt ist und in Kooperation steht mit der Stiftung Händel-Haus Halle. Unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann führen Dr. Lars Klingberg, Dr. Juliane Riepe und Katrin Gerlach M.A. das Vorhaben an der Arbeitsstelle des Händel-Hauses durch, die ein in den vergangenen drei Jahren angelegtes umfangreiches Archiv zur Geschichte der Händel-Rezeption im 20. Jahrhundert beherbergt.

Als Forschungsprojekt, das sich der Frage nach den Mechanismen der politischen Instrumentalisierung von Musik der Vergangenheit im Deutschland des 20. Jahrhunderts widmet, gehört die geplante Untersuchung in den größeren Themenkomplex des Verhältnisses von Musik und Politik. Konkretisiert wird die Fragestellung am politischen Umgang mit Person und Werk Georg Friedrich Händels als einer zentralen Figur des musikalischen Erbes und zugleich eines Komponisten, der schon zu Lebzeiten als politischer Komponist begriffen und seitdem entsprechend instrumentalisiert wurde, besonders massiv und augenfällig in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Der bewusst weit gefasste Zeitraum – das gesamte 20. Jahrhundert – soll es erlauben, nicht nur extreme Ausprägungen, sondern auch eine möglichst große Spannweite an Erscheinungsformen ‚politisierter‘ Musik aus mehreren und ganz unterschiedlichen Staats- und Gesellschaftsformen zu beschreiben, zu analysieren und (vor allem auch) zu vergleichen. In Hinblick auf die politisch geprägte Händel-Rezeption im 20. Jahrhundert werden unterschiedliche Bereiche in den Blick genommen:

  • Theorien der politischen Instrumentalisierung von Musik;
  • Händel-Bilder bzw. politisierte Händel-Deutungen;
  • Politisierung von Institutionen der Händel-Pflege;
  • Händel-Feste und -Jubiläen als Kristallisationspunkte von Musik und Politik, Händels Werke innerhalb der Feiergestaltung;
  • politisch instrumentalisierte Bearbeitungs- und Aufführungspraxis von Werken Händels.

Kontakt: wolfgang.hirschmann@musikwiss.uni-halle.de

Kunst- und Kulturgut ist in Museen Umgebungseinflüssen ausgesetzt, die eine Gefährdung für die Objekte darstellen. Neben den dauerhaft wirkenden Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitseinflüssen verursachen zeitlich begrenzte chemische und physikalische Einflüsse irreversible Schäden. Schädigende Reaktionsmechanismen können zu Ablagerungen, Ausblühungen, Farbveränderungen und/oder Festigkeitsverlust führen. Die Vielfalt der Schadensphänomene erfordern einen hohen analytischen Aufwand und die Entwicklung objektspezifischer Konservierungsmaßnahmen.

Forschungsgegenstand ist die Untersuchung der Anwendbarkeit der CO2-Schneestrahlentechnologie zur Reinigung von mit Schwermetallen, kondensierte SVOCs und deren Reakltionsprodukten, Mikroorganismen sowie giftigen Insektiziden belasteten Oberflächen musealer Kulturgüter. Eine große Anzahl erhaltener originaler Oberflächen und Oberflächenbeschichtigungen von Kulturgütern haben Eigenschaften, die den Einsatz aktuell erforschter Reinigungsverfahren stark einschränken und teilweise nicht erlauben.

Die Anwendung der chemisch neutral wirkenden CO2-Schneestrahlentechnologie könnte aktuell bestehende Reinigungslücken weiter schließen. Mit den geplanten Forschnungsschritten soll geklärt werden, ob unter den technologischen Verfahrensbedingungen der CO2-Schneestrahlentechnologie eine die originale Objektsubstanz erhaltende und effiziente Dekontamination der Schwermetall- und Schadstoffablagerungen möglich ist.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit folgender Institutionen:

  • Stiftung Händel-Haus, Halle
  • Frauenhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Abteilung Reinst- und Mikroproduktion, Stuttgart
  • Germanisches Nationalmuseum / Institut für Kunsttechnik und Konservierung, Nürnberg

Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück.

Für den Anteil an der Realisierung dieses Forschungsvorhabens erhielt die Stiftung Händel-Haus eine zweckgebundene Spende von DOW Chemicals.

2014 bis 2016: Modellierung und Charakterisierung des Strukturverhaltens historischer Kulturgüter aus Holz unter hygro-mechanischer Beanspruchung“ KA 1163/25

An spielbaren, besaiteten Tasteninstrumenten treten sehr große mechanische Belastungen auf, welche durch klimatische Beanspruchungen verstärkt werden. Diese können somit über die Zeit zu starken Verformungen führen und eine Schädigung der Konstruktion verursachen. In diesem interdisziplinären Forschungsprojekt sollen objektive Kriterien für die Bewertung der Tragfähigkeit der Instrumente ermittelt und mit Hilfe von Simulationsprogrammen tolerierbare klimatische Beanspruchungen abgeschätzt werden.

Das Projekt "Modellierung und Charakterisierung des Strukturverhaltens historischer Kulturgüter aus Holz unter hygro-mechanischer Beanspruchung" KA 1163/25 ist eine Zusammenarbeit folgender Insitutionen:

  • Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke ISD, TU Dresden
  • Institut für Baustoffe IfB, ETH Zürich
  • Stiftung Händel-Haus, Halle
  • Musée d' Ethnographie MEG, Genf

Die finanzielle Unterstützung erfolgt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG und den Schweizerischen Nationalfonds SNF.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/240287377

Verantwortlicher Wissenschaftlicher Mitarbeiter:

Dipl.-Ing. Daniel Konopka, Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke, Fakultät Bauingenieurwesen, Technische Universität Dresden

2010 bis 2014: Grundlagenforschung zur Rezeptionsgeschichte Händels in den Diktaturen Deutschlands

Zu den Desideraten der Händel-Forschung gehört eine Aufarbeitung der Rezeptionsgeschichte des Komponisten, die über punktuelle Analysen und Interpretationen hinausgeht und auf breiter Dokumentenbasis übergreifende Zusammenhänge in den Blick nimmt. Den Gegenstand des Forschungsvorhabens bilden zwei bedeutende Felder der Händel-Rezeption, die durch den Diktaturbegriff miteinander verbunden sind: die Händel-Rezeption im NS-Staat und in der DDR. Das Ziel dieses Projektes ist es, eine Grundlage für künftige Forschungen zur Händel-Rezeption in den deutschen Diktaturen zu legen, indem erstmals systematisch alle verfügbaren Quellen erschlossen, gesammelt, wissenschaftlich aufbereitet und teilweise publiziert werden.

Georg Friedrich Händel darf als einer der ersten Komponisten der europäischen Musikgeschichte gelten, dessen Werk seit seiner Entstehung nicht nur in England, sondern auch in Deutschland kontinuierlich rezipiert wurde; er ist der erste Musiker, der (1760) eine umfangreiche gedruckte Biographie erhielt. Die Vielzahl der Deutungen, die man bereits im 18. und 19. Jahrhundert an Händel geknüpft hatte, wurde im 20. Jahrhundert aufgegriffen.

Sowohl der NS-Staat als auch die DDR bedienten sich überkommener Rezeptionsmuster, kombinierten sie in jeweils spezifischer Weise neu und ergänzten sie um weitere. Dass Händel im Laufe der Geschichte immer wieder politisch vereinnahmt wurde, gehört wohl zu den Charakteristika seiner Rezeption. Nie zuvor jedoch wurde die Inanspruchnahme des Komponisten für politische Zwecke so intensiv betrieben und das Händel-Bild so sehr von Ideologien überformt wie in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts.

Eine solche Rezeption lässt sich ohne den politischen, sozialen, kultur- und geistesgeschichtlichen Kontext und ohne den Blick auf die jeweilige Vorgeschichte nicht erschließen. Das Interesse gilt daher ebenso den Konstanten und Wandlungen des Händel-Bildes wie der Praxis der Händelpflege (sei sie staatlich gelenkt oder nicht) und den Rückkoppelungen zwischen beidem: Händel im Musikleben, im Film, auf dem Theater, in der Literatur, in der musikwissenschaftlichen Forschung, im kulturpolitischen Schrifttum; die Entwicklung der Händel-Gesellschaften, der Händel-Festspiele und der Händel-Editionen. Ein zentraler Aspekt ist die Frage nach den kulturpolitischen Intentionen der beiden Regime und nach der Art ihrer Umsetzung, wie sie etwa bei den Händel-Jubiläen der Jahre 1935, 1959 und 1985, generell bei den Händel-Festen und -Festspielen in Halle, bei der Praxis der Bearbeitung Händelscher Oratorien in der NS-Zeit und bei der Hallischen Opernpflege der DDR-Zeit aufscheinen. Zwei weitere, historisch übergreifende Fragen schließen sich hier wie von selbst an: zum einen die Frage nach den Mechanismen, Möglichkeiten und Grenzen der Instrumentalisierung von Musik zu politischen Zwecken, zum andern der Zweifel, ob (und wenn ja, wie) es überhaupt möglich ist, jenseits zeitgebundener Bilder und Projektionen zu gesicherter historischer Erkenntnis zu gelangen.

Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Grundlagenforschung; dementsprechend steht die Sammlung und Erschließung der Quellen im Mittelpunkt. Dazu wird im Händel-Haus eine umfangreiche systematische Sammlung von Dokumenten angelegt, die für künftige Forschungen zur Verfügung gestellt werden sollen. Eine Auswahl soll in einem Dokumentenband veröffentlicht werden. Die am Projekt arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen sich 2012 und 2013 an den im Rahmen der Händel-Festspiele stattfindenden wissenschaftlichen Konferenzen.

Träger des auf drei Jahre befristeten Forschungsprojekts (Beginn Oktober 2010) ist die Stiftung Händel-Haus; gefördert wird das Vorhaben vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Am Projekt arbeiten Katrin Gerlach M. A, Dr. Lars Klingberg, Dr. Juliane Riepe und Susanne Spiegler M. A. 

Eine Kooperation besteht mit dem Lehrstuhl für Historische Musikwissenschaft am Institut für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann).

2008 bis 2011: Forschungsprojekt: Statische Untersuchungen an historischen Tasteninstrumenten

Das KUR – Programm zur Restaurierung und Konservierung von mobilem Kulturgut führt die Kulturstiftung des Bundes gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder durch.

Die bedeutende und umfangreiche Musikinstrumentensammlung des Händel-Hauses umfasst eine große Anzahl historischer Tasteninstrumente. Ein Schwerpunkt restauratorischer Maßnahmen war stets, den Klang dieser Instrumente erfahrbar zu machen. Statische Veränderungen durch die Kraft des Saitenbezuges führten und führen bei spielbaren Instrumenten zu nicht rückgängig zu machenden Verformungen und Bauteilschäden. Häufig bedeutet dies auch den Verlust des Klanges.

Das Forschungsprojekt wird zusammen mit dem Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke an der TU Dresden durchgeführt und widmet sich der Frage nach den grundsätzlichen Ursachen für die auftretenden Schäden. Mit Hilfe neuester Materialmodelle und computergestützter Simulation der Instrumentenstatik sollen Erkenntnisse über die Charakteristiken und Schadensrisiken der unterschiedlichen historischen Instrumentenkonstruktionen gewonnen werden. Zur Anwendung kommt dabei die „Finite-Elemente-Methode“. Hierbei wird eine komplexe, analytisch nicht mehr berechenbare Struktur in einzelne endlich große (finite) Elemente „zerlegt“. Der Kraft-Verformungs-Zusammenhang eines Elementtyps kann auf Basis analytischer Zusammenhänge und Energieprinzipien unter Berücksichtigung geeigneter Materialmodelle in Abhängigkeit von seiner Gestalt beschrieben werden. Wird nun die komplexe Struktur aus einer endlichen Zahl von finiten Elementen zusammengesetzt, so können die unter den Rand- und Kontinuitätsbedingungen entlang gemeinsamer Elementkanten und -flächen entstehenden Verformungen und Spannungen berechnet werden.

Anhand der Ergebnisse können geeignete restauratorische Maßnahmen ausgewählt werden, die das Bewahren des Instrumentes als Bestandteil einer sehr wertvollen Sammlung sichern und gegebenenfalls die Spielbarkeit des Instrumentes langfristig ermöglichen. Die ausgewählten Instrumente repräsentieren in ihrer Zeit sehr verbreitete Baumodelle. Für zahlreiche Sammlungen historischer Tasteninstrumente werden daher die gewonnenen Ergebnisse von hohem Wert sein.

Für die Stiftung Händel-Haus werden die Untersuchungsergebnisse direkt in das Restaurierungskonzept für die mit diesem Projekt geplante Restaurierung des Tangentenflügels aus der Zeit um 1800 eingebunden.

Projektablauf:

  • Erstellung des dreidimensionalen Geometriemodells mittels CAD
  • Erfassen, Kartieren und Überprüfen von vorhandenen Bauteilschäden an den Instrumenten
  • FE-Diskretisierung der Hammerflügel MS-28 + MS-44
  • Definition und Übertragung der Materialmodelle
  • Experimentelle Untersuchung zur Bestimmung fehlender Materialparameter an alten Hölzern
  • FE-Simulation und Validierung der Modellbildung
  • Langzeitsimulation zur Vorhersage des zukünftigen Verhaltens der Instrumente
  • Numerische Untersuchungen zur statischen Verbesserung
  • Beurteilung der Folgen für den Klang
  • Konzeptionserstellung für langfristige Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen
  • Umsetzen der Strukturanalyseergebnisse innerhalb der Restaurierung des Tangentenflügels MS-30
  • Publikation der Methoden und Ergebnisse
  • Organisation einer wissenschaftlichen Konferenz

Projektträger:
Stiftung Händel-Haus Halle

Kooperationspartner:
Technische Universität Dresden, Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke
Kunsthistorisches Museum Wien, Sammlung alter Musikinstrumente
Klassik Stiftung Weimar

Ansprechpartner:
Stefan Ehricht, Stiftung Händel-Haus

gefördert im KUR-Programm zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut