Händel-Preisträger 2024


Im Jahr 2024 wird der Händel-Preis der Stadt Halle, vergeben durch die Stiftung Händel-Haus, an den französischen Dirigenten und Cembalisten Christophe Rousset vergeben. Das Kuratorium der Stiftung Händel-Haus würdigt damit Christophe Roussets jahrzehntelange, leidenschaftliche Interpretation von Händels Musik auf Originalinstrumenten.

Der französische Dirigent und Cembalist Christophe Rousset wurde am 12. April 1961 in Avignon geboren und studierte Cembalo an der Schola Cantorum in Paris und am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Im Alter von 22 Jahren gewann er den ersten Preis beim 7. Musica Antiqua Wettbewerb für Cembalo in Brügge.

1991 gründete Rousset das Ensemble Les Talens Lyriques, ein Barockorchester, mit dem er regelmäßig in Europa und Nordamerika konzertiert. Mit Les Talens Lyriques hat Rousset eine Reihe von Opern von Georg Friedrich Händel aufgenommen, darunter Scipione, Ricardo Primo, re d’Inghilterra und Serse. Diese Aufnahmen wurden von der Kritik hoch gelobt und haben Rousset zu einem der weltweit führenden Interpreten von Händel-Opern gemacht. Seine Interpretationen sind geprägt von ihrer lebendigen Energie und ihrem sinnlichen Ausdruck. Er ist ein Meister darin, die emotionale Kraft der Musik zu vermitteln und lädt die Zuhörer dazu ein, in die Welt der Oper einzutauchen.

Rousset ist auch ein gefragter Gastdirigent bei anderen Orchestern, etwa im Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in der Scala in Mailand, im Royal Opera House in London, beim englischen Orchestra of the Age of Enlightenment oder beim Hong Kong Philharmonic Orchestra.

Bei den Händel-Festspielen 2024 wird Christophe Rousset mit dem Ensemble Les Talens Lyriques am 30. Mai das Oratorium Jephta (HWV 70) in der Konzerthalle Ulrichskirche aufführen. Im Anschluss wird ihm der Händel-Preis 2024 verliehen.

Weitere Informationen und Bilder unter: www.lestalenslyriques.com/en/christophe-rousset/

 

Laudatio

Die Laudatio vor der Übergabe des Händel-Preises hielt Max Emanuel Cenčić:

"Lieber Christophe.

Es ist mir eine große Ehre, heute Abend diese Laudatio an dich zu halten. Ich erinnere mich gerne an die Zeit, als du vor 9 Jahren mir die gleiche Ehre in Paris erwiesen hast.

Als die Einladung kam, nach Halle zu kommen um heute Abend eine Laudatio an dich zu halten, wusste ich sofort, dass der Moment gekommen ist, mich bei dir gebührend zu revanchieren.

Nach einem so gefühlsgeladenen Abend mit Händels Jephta in der Interpretation von dir und deinem Orchester Les Talens Lyriques, sowie den hervorragenden Solisten und Chor möchte man all diese wunderbare Musik noch innerlich revue passieren lassen und eher nicht lange Reden hören, denn es ist Händels Musk und die seiner Interpreten, die heute Abend im Mittelpunkt stehen sollten.

Daher werde ich versuchen mich kurz zu fassen und möglichst das zu sagen, was wirklich wichtig ist.

Georg Friedrich Händel gehört zu den Giganten der Musik . Ein Komponist gebürtig aus Halle, der die meisten seiner Werke auf Italienisch und Englisch komponierte und einen Großteil seines Lebens in London verbrachte. Ein Weltbürger, der aber nie seine Heimatstadt vergessen hat, wie auch seine Heimatstadt ihn nie vergass. Deshalb stehen wir heute da, denn die Stadt Halle ehrt ihren großen Sohn jährlich mit den Händelfestspielen, und da ist definitiv einer der Höhepunkte die Verleihung vom Händelpreis.

Der Händelpreis bedeutet viel, weil er Musiker und Wissenschaftler ehrt, die die Kunst von Händel wie eine Fackel des Prometheus durch die Zeit tragen.

Christophe Rousset’s Talent am Cembalo wurde bereits früh entdeckt und so führte ihn seine Karrierelaufbahn zum Dirigat und letztendlich zur Gründung des Orchesters Les Talens Lyriques. Es ist nicht ein gewöhnliches Orchester, sondern vielmehr wie ein Künstlerkollektiv, eine Institution, mit der er unermüdlich mehr als 40 Jahre

die Barockmusik der Musikwelt wieder nahe brachte.

Im Laufe dieser Tätigkeit hat er  viele Händel-Opern aufgeführt, aber auch vergessene Werke Händels durch CD-Aufnahmen wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Neben seiner Tätigkeit als Dirigent und Spiritus Movens von Les Talens Lyriques ist er aber dem Cembalo treu geblieben und spielt noch immer Solo-Konzerte mit bekannten Werken und Neuentdeckungen. Seine lehrende Tätigkeit hat mehrere Generationen großer Musiker hevorgebracht und – ja auch diese Facette – nämlich sein Wissen und seine Erfahrung mit jungen Generationen zu teilen, zeichnet sein großzügigen Charakter aus.

Neben all seinen Konzerten, Forschungen und Lehren hat er noch zusätzlich Zeit gefunden, um Philosophie zu studieren, um die Libretti der Opern, die er aufführt, besser zu verstehen , wie er mir einmal erzählte.

Diese Hingabe und Energie, die in all seinen künstlerischen  und wissenschaftlichen Tätigkeiten spürbar sind, machen ihn zu einem Ausnahmekünstler.

Trotzdem hat er  sich eine Natürlichkeit im Umgang mit Menschen und Kollegen bewahrt, was ich immer sehr bei ihm geschätzt habe.

Ich habe vor 20 Jahren einen Anruf bekommen. Und plötzlich warst du dran. Anfangs dachte ich jemand scherzt mit mir. Aber du hast meine CD gehört und mich zum Vorsingen gebeten.

Du hast mir damals vorgeschlagen, Ottone in der „Krönung der Poppea“ zu singen, und ich war sehr verunsichert, weil es doch eine sehr tiefe Partie war. Aber Dank deiner Überzeugung habe ich es angenommen und bin so nach Toulouse gekommen.

Dieses Engagement hat mir als jungem Sänger die ersten Tore zur Opernwelt geöffnet, und das werde ich nie vergessen. Ich bin nicht der einzige, dem dieses Glück wiederfuhr. Aber ich möchte nur sagen, das du für mich und viele andere Künstler ein Mentor und Vorbild warst und bist.

Ich freue mich sehr, dass du heute diesen ganz besonderen Preis bekommst, weil es nicht nur der Ausdruck von Würdigung deiner unermüdlichen Arbeit für Händel und die Musikwelt ist, sondern auch ein wichtiger symbolischer Ausdruck Deutsch-Französischer Freundschaft."

Händel-Preisträger*innen seit 1993

Anna Bonitatibus (2023)

Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (2022)

Andrea Marcon (2021)

Valer Sabadus (2020)

Prof. Dr. Silke Leopold (2019)

Joyce DiDonato (2018)

Vivica Genaux (2017)

Romelia Lichtenstein (2016)

Philippe Jaroussky (2015)

Magdalena Kožená (2013/14)

Ragna Schirmer (2012)

Wolfgang Ruf (2011)

Cecilia Bartoli (2010)

Jordi Savall (2009)

Christopher Hogwood (2008)



Paul Goodwin (2007)

Klaus Froboese (2006)

Stanley Sadie (2005)

Wolfgang Katschner (2004)

Marc Minkowski (2003)

Jean-Claude Malgoire (2002)

John Eliot Gardiner (2001)

Donald Burrows (2000)

Trevor Pinnock (1999)

Helmut Gleim (1998)

Emma Kirkby (1997)

Howard Arman (1996)

Winton Dean (1995)

Axel Köhler (1994)

Nicholas McGegan (1993)