Goethe-Theater Bad Lauchstädt
Durch die Entdeckung einer heilsamen Quelle vor 300 Jahren entwickelte sich der südwestlich von Halle gelegene Ort Lauchstädt im 18. Jahrhundert zu einem Kurbad. Für das amüsierfreudige Publikum entstand hier 1802 ein Theater nach Wünschen und Plänen Johann Wolfgang von Goethes.
Parkstraße 18
06246 Bad Lauchstädt
Deutschland
Das Lauchstädter Sommertheater ist der einzige original erhaltene Theaterbau, in dem Johann Wolfgang Goethe gewirkt hat. 26 Jahre war er „Oberdirektor” der 1791 neugegründeten Weimarer Hofschauspielergesellschaft.
1802 wurde das Theater nach genauen Vorgaben des Dichters errichtet. Der Zuschauerraum wurde nach seiner Farbenlehre in gelb, rot und grau gehalten und wird von einer zeltartigen, bemalten Leinwanddecke überwölbt. Die Maße der Bühne waren auf jene in Weimar abgestimmt, so dass das dortige Winterrepertoire problemlos auch in Lauchstädt gespielt werden konnte. Die Aufführung bekannter Werke der Weltliteratur verhalfen zusammen mit dem literarischen Ruf des Theaterleiters dem Lauchstädter Haus zu einer Berühmtheit weit über die des Kurbades Lauchstädt – des sogenannten „ sächsischen Pyrmont” – hinaus. Für bekannte Dichter, Professoren und Philosophen, aber auch für Studenten, wurde der Besuch einer Aufführung, so schreibt Joseph von Eichendorf, ganz richtig als eine Nationalangelegenheit betrachtet.
Doch zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Glanz der Aufführungsstätte vorüber, die Gebäude waren am Verfallen, und der Abriss drohte. Dank der Initiative des halleschen Intendanten Max Richards konnte das jedoch verhindert werden. Nach umfassender Sanierung und der Gründung eines Theatervereins wurden nun jährlich Festspiele sowie Aufführungen zu besonderen Anlässen durchgeführt. Nach dem zweiten Weltkrieg gesellten sich zur dramatischen Kunst auch die Oper, Operette und das Musical.
1966 bis 1968 wurde das Goethe-Theater mit dem Ziel restauriert, es so wiederherzustellen, wie es Goethe und seine Zeitgenossen gesehen haben. Das kleine Sommertheater, ein Meisterwerk seiner Art, sollte sich nicht nur in alter Schönheit zeigen, sondern mit seiner alten Bühnentechnik wieder benutzbar gemacht werden. Neben den künstlerischen Angeboten des „Theatersommers“ und den Führungen sind es auch die Händel-Festspiele, die dieses kulturelle Erbe jedes Jahr aufs neue erleben lassen.
Von 2015 bis 2021 fand die bisher umfassendste Sanierung und Restaurierung des historischen Hauses seit über 100 Jahren statt. Dabei wurden nicht nur die Fassaden saniert und großflächig vom Hausschwamm befreit. Das Dach des Theaters wurde neu mit Kupferschindeln gedeckt und die gesamte Haustechnik und besonders der Brandschutz erneuert. Die Farbgestaltung und Ausmalung des Zuschauerraumes wurde auf die durch Befunde ermittelte Fassung des Jahres 1802 zurückgeführt. Hilfreich war bei der Einordnung der Befunde die im Staatsarchiv Merseburg verwahrte Schnittzeichnung von Briesen aus dem Jahre 1816. Das erneuerte Goethe-Theater wurde am 27. August 2021, analog zur Wiedereröffnung 1908, mit Goethes „Iphigenie auf Tauris“ in Anwesenheit von Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger wiedereröffnet.